Der lange Weg der Integration – Durch Gemeinwesenarbeit neue Partner gewinnen

Am 28.9.17 fand im Bürgerhaus der spannende Vortrag von  Frank Auracher statt.

Hier finden Sie den Bericht von Ernst Pobloth:

„Ich tue das, weil es mir Spaß macht und weil ich etwas zurückgeben möchte.“ Taizier A., geflüchteter Syrer wollte dies in der Diskussionsrunde einfach mal loswerden. Er habe so viel Hilfe und Freundlichkeit in der Wedemark erfahren, habe so viel von den Leuten in der Wedemark an Hilfe und Zuwendung bekommen, dass er auch etwas zurückgeben wolle. Taizier war einer von knapp von knapp dreißig interessierte Wedemärker Bürgerinnen und Bürgern, die ins Bissendorfer Bürgerhaus gekommen waren, um einem  Vortrag mit dem Titel  Der lange Weg der Integration – Durch Gemeinwesenarbeit neuer Partner vor Ort gewinnen zu folgen.

Miteinander.Wedemark hatte als Vortragenden  Frank Auracher, Diplomsoziologe aus Hildesheim, Leiter eines Stadtteilzentrums, für diesen Abend gewinnen können. Sein Fokus lag eindeutig auf der Sozialraumorientierung, die alle sozialen Aktivitäten eines Gemeinwesens in den Blick nimmt, nicht nur die Integration von Zugewanderten. Diesen – so Aurachers Credo – sollte anfangs schon die fürsorgliche Unterstützung zuteilwerden. Sie sollte jedoch zunehmend in einer Hilfe zur Selbsthilfe und Selbstorganisation münden. Denn nur so ist eine Identitätsbildung in der neuen Umwelt erfolgreich. Er sah aber auch neue Aufgabenbereiche für die ehrenamtlich Aktiven in der Integrationsarbeit. „Sehen Sie in Ihrer Arbeit mehr als nur die Integration der Zugwanderten. Es geht um Gemeinwesenarbeit, die sich  an alle Bürgerinnen und Bürger Ihrer Gemeinde wendet.“ Dabei komme gemeinsamen Projekten, in die die Dazugekommenen einbezogen werden, eine wichtige Bedeutung zu. Damit dies gelinge, sei es erforderlich, zum einen herauszufinden, was die Menschen wollen. Zum anderen ist es aber auch entscheidend zu sehen, welche Ressourcen in einer Gemeinde vorhanden sind, wie sie genutzt werden können und wie die Zusammenarbeit von ehrenamtlichen Helfern  und professionellen Sozial-und Gemeindemitarbeitern  koordiniert werden kann. „Ohne eine wirkungsvolle Zusammenarbeit  dieser beiden kann Integration in einem Gemeinwesen kaum gelingen.“

Hier sprach er den Anwesenden aus dem Herzen und fand viel Zustimmung bei diese Feststellung.

Es schloss sich eine lebhafte Diskussionsrunde an, die Auracher so organisiert hatte, dass die Teilnehmer in einer Stuhlreihe vorne ständig wechselten. So kamen nicht nur Bürger aus der Wedemark zu Wort, sondern auch solche aus angrenzenden Gemeinden, die von interessanten Projekten wie regelmäßigen Kaffee-und-Kuchen-Nachmittagen für Einheimische und Zugewanderte berichteten. Eine Bürgerin war ganz stolz, dass man sie als „Oma“ in eine muslimische Flüchtlingsfamilie aufgenommen habe. Taizier A. wies mit einem kritischen Unterton darauf hin, dass bei aller Unterstützung und Hilfe die Eigeninitiative der Migranten nicht aus dem Blickfeld geraten dürfe. „Das müssen wir einfach lernen. Es ist schwer. Aber man kann es schaffen.“ Selma M. hat es geschafft. Geflüchtet aus dem syrischen Bürgerkriegsland erlernte sie anfangs mithilfe Wedemärker Ehrenamtlichen die deutsche Sprache und erweiterte ihre Sprachkenntnisse in den darauf folgenden staatlichen Integrationskursen. Nun ist sie, Mutter von fünf Kindern,  zusammen mit Wedemärkerinnen in einem Nähkurs engagiert. „Ich fühle mich dort sehr wohl, und ich glaube, ich bin angekommen.

Die Anwesenden zollten dem Erfolg dieser beiden Neubürger wie auch deren nachdenkenswerte Diskussionsbeiträge einen langen anerkennenden Beifall.

Cornelia Blume, Vorstandsmitglied im  Verein Miteinander Wedemark, dankte dem Referenten für den engagierten Vortrag und die Leitung der anregenden Diskussion. Blume war sich sicher, dass auf den Verein und seine Unterstützer einiges an Arbeit zukomme. „Wir werden sie gemeinsam mit den „Professionals“ vom Mehrgenerationenhaus und der Verwaltung bewältigen. Denn Gemeinwesenarbeit ist unabdingbar, wenn die Integration der zugewanderten Neubürger in unsere Gemeinde gelingen soll.“