Vortrag von Yilmaz Barez aus Isernhagen

Die Integration der Zugewanderten wird eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Das war das Ergebnis einer lebhaften Diskussion von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern der Wedemark und umliegenden Gemeinden. Sie waren der Einladung des Vereins Miteinander. Wedemark gefolgt, der Yilmaz Baris, Mitarbeiter der Stelle für Integration in der Gemeinde Isernhagen, zu einem Vortrag ins Bürgerhaus Bissendorf gewinnen konnte.

 

Baris, selbst Kind von kurdischen Einwanderern in den Achtziger Jahren, gab einen Überblick über ethnische und religiösen Strukturen des Nahen Ostens, wo unterschiedliche Volksstämme und religiöse Gruppierungen miteinander um Herrschaft gerungen haben und heute noch ringen. Aufgrund der daraus resultierenden Unwägbarkeiten waren besonders für Minderheiten, wie den jessidischen Kurden, intakte Familien und Familienverbände mit festen Strukturen ungemein wichtig. Sie boten – im Gegensatz zu den labilen staatlichen Strukturen – Sicherheit und Verlässlichkeit. Verlangten dagegen auch vom Einzelnen Treue und Loyalität. Solidarität und Unterstützung galten nur der Familie. Darüber hinaus grenzte man sich gegenüber anderen Ethnien und Religionen bewusst ab. Ehen wurden nur in den eigenen Familienverbänden geschlossen. „Das ist auch der Grund für das Bestreben der zugewanderten Kurden und arabisch Stämmigen nach familiären Zusammenhalt. Man zieht gern dorthin, wo schon Familienmitglieder wohnhaft sind.“ Yilmaz Baris wies damit auf einen Tatbestand hin, der auch in der Wedemark zu beobachten ist. Ob dieser der Integration dienlich ist oder sie eher behindert, sei nicht mit Sicherheit zu beantworten, meinte der Referent. Immerhin sei intakte Familienstruktur besonders für den schulischen Erfolg der Flüchtlingskinder wichtig, vermeldete eine Lehrerin aus dem Teilnehmerkreis. „Wenn der vorhanden ist, gibt es selten schulische Probleme.“ Der Referent musste bald schon von seinem Konzept abweichen, da das Informationsbedürfnis der Teilnehmer sehr groß war.

Sie überschütten ihn förmlich mit Fragen, besonders nach den Familienstrukturen, der Kinder- und Jugenderziehung und der Integration der zugwanderten Frauen und Mütter in die Zivilgesellschaft. „Wir müssen davon ausgehen, dass Integration dauert und in einer Generation nicht abgeschlossen werden kann.“ Das war den Teilnehmern dieses Informationsabends nach der lebhaften Diskussion klar geworden. Klar wurde auch, dass Verwaltung und Ehrenamtliche ein nachhaltiges Konzept erstellen sollten, diesen Prozess der Integration erfolgreich zu gestalten. Mit lang anhaltendem Beifall und einem „süßen“ Geschenk (Honig aus der Wedemark) verabschiedete man den überzeugenden Referenten.